Into the Unknown


 

“Into the Unknown” ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Bild für mich. Es entstand am Neujahrstag 2019 und visualisiert recht eindrücklich, mit welchen Erwartungen und Ängsten ich damals in das Jahr gestartet bin: Als grundsätzlich positiv eingestellter Mensch glaubte ich eigentlich immer fest daran, dass mich der vor mir liegende Weg in gute Zeiten führen würde, doch die Ereignisse der davor liegenden drei Jahre ließen mich an dieser Gewissheit zweifeln und lagen wie dunkle, schwere Wolken auf meinem Gemüt:

2016 wäre meine Frau bei der Geburt unserer jüngsten Tochter fast gestorben, im darauffolgenden Jahr musste sie wegen Spätfolgen erneut notoperiert werden. 2018 wurde bei mir Multiple-Sklerose diagnostiziert, doch nach umfangreichen Untersuchungen und zwei Wochen der Ungewissheit wurde klar, dass es sich dabei um eine Fehldiagnose gehandelt hatte.

 
 

Obwohl diese Ereignisse im Endeffekt alle gut ausgegangen sind, habe ich dadurch einen Teil meiner Unbeschwertheit verloren. Im Grunde glaube ich nach wie vor an eine positive Zukunft, aber die inzwischen aufgezogenen, dunklen Sorgen werden sich wohl nicht mehr auflösen.

 

“Into the Unknown” | 2019 (Klicken für Vollbild)

Entstehungsgeschichte:


Den Jahreswechsel 2018/2019 verbrachte ich mit meiner Familie im Center Parc Port Zelande in den Niederlanden. Auch wenn zu solchen Gelegenheiten Frau und Kinder im Vordergrund stehen - die Kamera ist auf Reisen immer dabei.

Bei der Recherche nach potentiellen Fotospots in der näheren Umgebung fiel mir schnell auf, dass die Zeelandbrug, nahe der Ortschaft Zierikzee, nur ca. 30 Kilometer von unserer Unterkunft entfernt lag.

Das zwischen 1963 und 1965 errichtete, 5 Kilometer lange Bauwerk, das ohnehin schon seit geraumer Zeit auf meiner immer größer werdenden Locationliste stand, galt bis 1972 als die längste Brücke Europas und steht seit 2015 unter Denkmalschutz.

Am Neujahrstag 2019 machte ich mich trotz der dichten Bewölkung und eines leichten, aber nicht zu verleugnenden Katers 1,5 Stunden vor Sonnenuntergang auf den ca. halbstündigen Weg.
Kurz vor Erreichen des Ziels deutete sich schon an, dass ich eventuell doch Glück mit dem Licht haben könnte. Vereinzelt riss die dichte Wolkendecke auf, und ich ärgerte mich etwas, dass ich dieses wahrscheinlich nur kurze Zeitfenster nicht würde nutzen können.

In dieser Gemengelage aus Freude und Frust verpasste ich kurz vor der Brücke auch noch die Parkplatzabfahrt. Umkehren ist auf der Brücke nicht möglich, von daher musste ich die vollen 5 Kilometer weiterfahren, am Ende mit quietschenden Reifen wenden und mir dann für 5 weitere Kilometer im Rückspiegel ansehen, wie sich ein doch recht ansehnliches Farbenspiel im Himmel entwickelte.

Selbst Usain Bolt wäre im Anschluss nicht schneller als ich vom Parkplatz zum Fotospot gekommen, so viel ist sicher. Nach kurzem Austesten von drei verschiedenen Kompositionen entschied ich mich gegen das naheliegende Querformat, weil ich den oberen, sehr dunklen Teil des Himmels unbedingt mit im Bild haben wollte.

Mithilfe eines 10X-ND-Filters konnte ich die Belichtungszeit von 1/4 Sekunde auf 4 Minuten verlängern, das Wasser dadurch glätten und einen Hauch Wolken-Dynamik in das ansonsten eher statisch wirkende Bild bringen.

Während dieser Langzeitbelichtung kam ich mit einer sehr netten niederländischen Fotografin ins Gespräch und vergaß darüber fast meine laufende Aufnahme, die so 17 Sekunden zu spät beendet wurde. Ich hatte daraufhin mit einer Überbelichtung gerechnet, doch nach einem Blick auf das Bild im Kamera-Display war mir sofort klar, dass dieses Foto nicht nur korrekt belichtet ist, sondern zu meinen Lieblingsbildern aus 2019 gehören würde.


Aufnahmeinformationen:

01.01.2019, 17:13 Uhr

Nikon D750 | Tamron SP 24-70mm F/2.8 Di VC USD @ 62mm

Belichtungseinstellungen:

f/8 | ISO 100 | 257 Sekunden

10X-ND-Filter

Bearbeitung:

Adobe Lightroom

Adobe Photoshop

Google Nik Collection


Zeelandbrug

Weg naar de Val 10

4301 RM Zierikzee

Niederlande